Dramaturgie

Dramaturgie beim Excès de Roissy

…über sie hatte sprechen hören, über ihr Haar, ihre blasse Haut, ihren flachen Bauch, an dem eben der Flaum zu sprossen begann, – die Stimme des Fremden, der Sir Stephen zu ihr beglückwünschte und besonders auf die Vorzüge ein wenig schwerer Brüste und einer schmalen Taille hinwies, der Eisen, die dicker, schwerer und auffallender waren als üblich.

Zugleich wurde ihr klar, daß Sir Stephen zweifellos versprochen hatte, sie in der kommenden Woche auszuleihen, weil man ihm dafür dankte. Worauf Sir Stephen sie im Nacken faßte, ihr sanft gebot, aufzuwachen und zusammen mit Natalie ihn oben in ihrem Zimmer zu erwarten…

Pauline Réage

Excès de Roissy ist ein Abend mit streng geführter Dramaturgie nach dem Vorbild der Geschehnisse von Roissy aus dem Roman „Die Geschichte der O“. Es handelt sich dabei nicht um eine öffentliche Veranstaltung, sondern um einen eng zusammengestellten Personenkreis, der nicht nur den Wunsch hat Roissy zu erleben, sondern auch die draus entstehenden Konsequenzen in vollster Weise akzeptiert und gut heißt. Es ist eine geschlossene Gesellschaft, die nach persönlicher Einladung des Hausherren zusammentrifft, um sich streng nach den Sitten und Gebräuchen von Roissy von den Erziehungsfortschritten ihrer O’s zu überzeugen, oder sie (wie in der Romanvorlage) zur O ausbilden zu lassen!

Nach außen hin agiert der Kreis als „Loge“, der über alles was in Roissy gesprochen und erlebt wurde stillschweigen bewahrt. Um Zugang zur „Loge“ zu erhalten, muss eine Teilnahme am Excès de Roissy erfolgen. Paare und Einzelherren, die interesse haben der „Loge“ beizutreten, melden sich bitte unter „Beitritt zur Loge“ an. Der Hausherr wird dann informiert und wird sich mit Dir/Euch in Verbindung setzen. Es erfolgt ein kleines telefonisches „Casting“, in dem wir beide herausfinden ob unser Roissy und die Loge etwas für Dich/Euch ist.

Sollten wir übereinkommen, dass die Loge bzw. auch unser Roissy nach Deinem/Eurem Geschmack ist, wirst Du/werdet Ihr als „Anwärter“ eingeladen. Nach Deinem/Euren ersten Erlebnis schauen wir dasnn, ob Deinerseits/Eurerseits noch interesse besteht. Wenn die Herren entscheiden ob sie Dich/Euch gern in die Loge aufnehmen wollen, erfolgt eine interne Wahl. Solange die Wahl nicht erfolg ist, gilt der Status als Anwärter weiterhin. Ein spezieller „Herrenrat“ entscheidet darüber ob Anwärter zur Wahl gestellt werden oder die Loge vorher verlassen müssen.

Der Abend in Roissy ist sehr Buchtreu, wenn vielleicht auch nicht in jedem Detail. Unser Anspruch besteht darin, die Teile des Romans dramaturgisch in Szene zu setzen, die sich in die Realität übertragen lassen.

Im Roman wurde O nicht wirklich die Wahl gelassen. Bereits zu Beginn des Buches wurde O nach Roissy gebracht. Sie erfuhr dort nicht was sie erwarten würde und was wann geschieht. Alles was passierte war der Wille Ihres Gebieters. Sie hatte lediglich die Wahl zu bleiben und sich dem zu unterwerfen, was er für sie geplant hatte, ohne die Details zu kennen. Somit liegt die Entscheidung eine O (mit erfolgter Einladung des Hauses) nach Roissy zu bringen bei ihrem Gebieter und es obliegt ebenfalls seinen Wünschen, was O in Roissy widerfahren wird.

So wird schreibst Du für jeden Abend in Roissy für Deine O ein Drehbuch. Die Dramaturgiebesprechungen werden im Vorfeld mit den Herren durchgeführt. Ihnen werden die geplanten Szenen vorgestellt und sie entscheiden dann, was in diesen Szenen passieren soll. Der Gebieter bestimmt wie die Charaktere auftreten und was diese mit der O tun sollen. Das ganze endet dann in der eigentlichen „Prüfung der O“, die von den teilnehmenden Herren durchgeführt wird. Im Grunde ist das der Teil des „Freeplay“, eingebettet in die Szene „Die Prüfungen der O’s“.

Jeder Gebieter schreibt vorab für seine O also ein „Drehbuch“. Wir setzen dieses Drehbuch dann am Abend in Szene. Jede O erlebt somit immer wieder ein individuelles Roissy, ganz nach Ihren Ausbildungsstand und den Wünschen Ihres Gebieters.

Die Dramaturgiebesprechungen bestehen NICHT aus einem kleinen Bogen, in dem man Kreuzchen setzen muss. Sie erfordert seitens des Gebieters Zeit und Interesse an der Mitarbeit. Herren die bei den Besprechungen nicht mitarbeiten werden bereits im Vorfeld von der Veranstaltung ausgeschlossen.

Nur so ist es dem Team möglich, in Zusammenarbeit mit den Gebietern ein individuelles Roissy für jeden Teilnehmer und ein Kopfkino in den Os zu erzeugen, was sich später dann auch im Rahmen des Logengedankens automatisch wiederfinden wird.

Auch O wurde im Alltag im Kopf und in ihren Gefühlen immer wieder nach Roissy zurückkatapultiert, und sei es nur, weil sie sich mit nacktem Po auf einen Stuhl setzte.

Dieses Gefühl gilt es zu erzeugen und durch die Intensität des Abends in Roissy zu erhalten. Die damit verbundene Bereitschaft, auch im Alltag den Weg nach Roissy im Kopf zu finden, wenn eine O auf einen ihr vielleicht sogar unbekannten Herrn der Loge trifft, und ihm nach seinem Gusto zu dienen ist Lob genug an die Mühen der Dramaturgie.